Die grammatische Kategorie Polarität einer Nominalphrase weist darauf hin, ob es sich bei der Nominalphrase um eine leere Menge handelt oder nicht, anders gesagt, ob der Sprecher von der Existenz von irgendwelchen Entitäten in dieser Menge überzeugt ist oder nicht.
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a. Teilkategorien der Polarität
Im Persischen lässt sich die Polarität in folgende Teilkategorien unterteilen:
a•a. Affirmative Nominalphrasen
Eine affirmative Nominalphrase bezieht sich auf eine Entität, von deren Existenz der Sprecher überzeugt ist.
Definite Nominalphrasen sind immer affirmativ, aber auch indefinite Nominalphrasen können affirmativ sein:
a•b. Negative Nominalphrasen
Nominale Nominalphrasen, welche sich auf eine leere Menge beziehen, sind negativ und in jedem Fall indefinit. Negative Polarität ist im Persischen in folgenden Fällen anzutreffen:
- Inexistenzielle Determinansphrasen, in einfacher Form oder mit dem enklitischen Artikel /-i/ (siehe 7•۱۰•a.):
پریروز هیچ نامهای /hiʧ nɒme-i/ از او نرسید.
هیچ کس /hiʧ kæs/ را به خانه راه نده!
او به هیچ گروهی /hiʧ goruh-i/ وابسته نیست.
- Nominale Inexistenzialpronomina (siehe 7•۱۰•b.):
پریروز هیچی از او نرسید.
- Jede Partitivgenitivphrase ist negativ, wenn ihr Nukleus negativ ist:
هیچ کجایِ دنیا خانهیِ آدم نمیشود.
- Andere indefinite Nominalphrasen können auch negativ sein:
پریروز نامهای از او نرسید.
کسی را به خانه راه نده!
او به گروهی وابسته نیست.
کس ندانست که منزلگهِ مقصود کجاست
این قدر هست که بانـگِ جرسی میآید
Hafes (14. Jh. n. Chr.)
b. Kongruenz und Inkongruenz der Polarität
(Siehe 3•۱•b. Kongruenz und Inkongruenz des Numerus und 3•۳•b. Kongruenz und Inkongruenz der Person.)
Eine Besonderheit der persischen Sprache ist das Phänomen der verbalen Kongruenz der Polarität: Das Prädikat muss eine negative Verbalphrase sein, sobald eine Nominalphrase im Satz negativ ist, oder darin das Adverb /hærgez/ (/hærgiz/, /hægerz/) (als Temporativadverbial) vorkommt:
Somit ergeben sich auf der anderen Seite zwei Formen von verbaler Inkongruenz der Polarität:
- Verbale Inkongruenz bei affirmativen Prädikaten:
Diese Konstellation, die sich in den meisten indoeuropäischen Sprachen findet, wird in der persischen Literatur sehr selten (wahrscheinlich nur aus metrischen Gründen) beobachtet (siehe 7•۱۰•b.):
مگر میرفت استادِ مهینه
خری میبرد، بارش آبگینه
یکی گفتش که: «بس آهستهکاری
بدین آهستگی بر خر چه داری؟»
«چه دارم؟» گفت: «دل پُرپیچ دارم
که گر خر میبیفتد هیچ دارم»
Attar Nischapuri (12. – 13. Jh. n. Chr.)
Diese Inkongruenz sollte von Fällen unterschieden werden, in denen sich nominale Inexistenzialpronomina sowie inexistenzielle Determinansphrasen zur Übertreibung auf vernachlässigbar kleine Teilmengen beziehen und damit affirmativ sind:
و گر هیچ خویِ بد آرد پدید
به سانِ پدر سرش باید برید
Saadi (12. – 13. Jh. n. Chr.)
گر هیچ سخن گویم با تو زِ شکر خوشتر
سد کینه به دل گیری، سد اشک فرو باری
Manoutchehri (10. – 11. Jh. n. Chr.)
این همه گفتیم، لیک اندر بسیچ
بی عنایاتِ خدا هیچیم، هیچ
Rumi (13. Jh. n. Chr.)
مرا در شعر گویی هیچ کس داشت
پس آن گه هیچ کس را داد هیچی
Suzani Samarqandi (12. Jh. n. Chr.)
(Im letzten Vers ist /hiʧ kæs/ هیچ کس sogar definit!)
- Verbale Inkongruenz bei negativen Prädikaten:
Diese Konstellation kommt nur dann vor, wenn im Satz keine einzige indefinite Nominalphrase vorkommt:
درویش را نباشد برگِ سرایِ سلطان
ماییم و کهنهدلقی کهآتش در آن توان زد
Hafes (14. Jh. n. Chr.)
دل بنهند بر کَنی، توبه کنند بشکنی
این همه خود تو میکُنی، بی تو به سر نمیشود
Rumi (13. Jh. n. Chr.)