Als Dentalsuffixe wird in indoeuropäischen Sprachen eine Gruppe von Suffixen bezeichnet, die mit einem dentalen oder alveolaren Konsonanten (meist /t/, /d/ oder /ð/) anfangen und zur Derivation aus Verbalwurzeln eingesetzt werden.
Im Persischen gibt es folgende Dentalsuffixe:
- Das Dentalsuffix /-t/, zur Derivation von Präteritumpartizipien: /sɒxt/ ساخت، /sereʃt/ سرشت
- Das Dentalsuffix /-tæn/, zur Derivation von Infinitiven: /ændɒxtæn/ انداختن, /ænbɒʃtæn/ انباشتن
- Das Dentalsuffix /-tɒr/ wird in relativ wenigen Affixalgebilden beobachtet:
- Nomen Actionis: /goftɒr/ گفتار
- Nomen Patientis: /gereftɒr/ گرفتار
- Simples Nomen Agentis: /xɒstɒr/ خواستار
In dieser Sprache können neben Verbalwurzeln auch Präsens- (und sehr selten Präteritumpartizipien) als Stämme von Dentalsuffixen dienen (siehe unten).
Folgendes ist im Zusammenhang mit Dentalsuffixen zu beachten:
- Im Persischen wird der stimmlose Konsonant /t/ der Dentalsuffixe nach stimmhaften Konsonanten sowie nach Vokalen zu /d/ sonorisiert (siehe 1•d•c.). Somit entstehen die Allomorphe [-d], [-dæn] und [-dɒr]:
زد /zæd/، آماد /ɒmɒd/، شد /ʃod/، سود /sud/
کندن /kændæn/، آماردن /ɒmɒrdæn/، آژدن /ɒʒdæn/، آمیغدن /ɒmiɣdæn/
کردار /kærdɒr/، دیدار /didɒr/
Im archaischen Persischen (bis zur mongolischen Epoche) erschien das Phonem /d/ د nach Vokalen generell in der Form des Allophons [ð] ذ (siehe 1•b•a. Kombinatorische Variation): /zæð/ زذ, /ʃoð/ شذ, /diðɒr/ دیذار
- Epenthesen werden nicht mit Verbalwurzeln verwendet. Anhand dieser Eigenschaft kann man zwischen Derivaten von Verbalwurzeln und Präsenspartizipien unterscheiden.
Es kommen folgende Epenthesen mit Dentalsuffixen zum Einsatz:
- Für den Einsatz der Epenthese /i/ gibt es keine phonetische Einschränkung. Daher ist sie bei diesen Suffixen die am häufigsten verwendete Epenthese:
بافت، بافید /bɒft/ (/bɒfid/)، نازید /nɒzid/
گساردن، گساریدن /gosɒrdæn/ (/gosɒridæn/)، پریدن /pæridæn/
خریدار /xæridɒr/
- Die Epenthese /ɒ/ wird nur nach den Konsonanten /h/, /t/ und /d/ beobachtet:
رهاد /ræhɒd/، ایستاد /istɒd/
نهادن /nehɒdæn/، فرستادن /ferestɒdæn/، دادن /dɒdæn/
- Die Epenthese /s/ wird in folgenden Allophonen beobachtet:
- Im Allophon [s] nach Vokalen:
آراست /ɒrɒst/، زیست /zist/
نشاستن /neʃɒstæn/، ریستن /ristan/
Wenn das Präsenspartizip mit dem Vokal /u/ endet, muss dieser Vokal zu [o] assimiliert werden:
/ʃu/ + Dentalsuffix /-t/ → /ʃost/ شست
/ʤu/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /ʤostæn/ جستن
/ru/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /rostæn/ رستن
Vor dieser Epenthese muss der Konsonant /h/ aus den finalen Phonemfolgen /ɒh/, /æh/ und /ih/ elidiert werden:
/ʤæh/ + Dentalsuffix /-t/ → /ʤæst/ جست
/kɒh/ + Dentalsuffix /-t/ → /kɒst/ کاست
/ʤih/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /ʤistæn/ جیستن
- Im Allophon [es] nach Konsonanten:
/neh/ + Dentalsuffix /-t/ → /nehest/ نهست
/dɒn/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /dɒnestæn/ دانستن
/jɒr/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /jɒrestæn/ یارستن
- Nach dem Konsonanten /r/ kann auch das Allophon [is] verwendet werden:
/negær/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /negæristæn/ نگریستن
- Im Allophon [s] nach Vokalen:
- Die Epenthese /e/ erscheint (wie in sonstigen Fällen, siehe 1•d•a.) zur Vermeidung folgender Konstellationen:
- c1c2c3
- vc1c2, wobei v einen der langen Vokale /ɒ/, /i/ oder /u/ darstellt.
/fæxm/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /fæxmedæn/ فخمدن
/jɒz/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /jɒzedæn/ یازدن
/ɒʤ/ + Dentalsuffix /-tæn/ → /ɒʤdæn/ (/ɒʤedæn/) آجدن
- Für den Einsatz der Epenthese /i/ gibt es keine phonetische Einschränkung. Daher ist sie bei diesen Suffixen die am häufigsten verwendete Epenthese:
- Wenn Präsenspartizipien durch Mutation zustande kommen (sich also von Verbalwurzeln unterscheiden), können Derivate aus zwei Reihen gebildet werden:
Im Rahmen der phonetischen Analogie (Verhindern von Wortbildungsmustern, die als unregelmäßig empfunden werden) ist beim persischen Sprachwandel die Tendenz zur Derivation von Infinitiven und Präteritumpartizipien aus Präsenspartizipien (mit der Epenthese /i/) erkennbar, wobei die Derivation aus Verbalwurzeln in den Hintergrund gedrängt wird.
- Selten wird eine Derivation von Infinitiven und Präteritumpartizipien aus anderen ein- (oder seltener zwei-) silbigen Präteritumpartizipien beobachtet (stets mit der Epenthese /i/):
- Die Variation in Stämmen der Dentalsuffixe wird im Persischen häufig beobachtet. Dabei werden die langen Vokale durch ihre kurzen Allophone ersetzt:
- /ɒ/ → [æ]
- /i/ → [e]
- /u/ → [o]
Diese Variation kann folgendermaßen klassifiziert werden:
- Ersetzen des initialen Vokals /ɒ/ durch [æ] als freie Variation:
/ɒbeʃtæn/ آبشتن → [æbeʃtæn] ابشتن
/ɒværdidæn/ آوردیدن → [æværdidæn] اوردیدن
/ɒrestæn/ آرستن → [ærestæn] ارستن
/ɒrɣidæn/ آرغیدن → [ærɣidæn] ارغیدن
/ɒzdæn/ آزدن → [æzdæn] ازدن
- Ersetzen der langen Vokale durch kurze vor stimmlosen Frikativen (im Persischen /f/, /s/, /ʃ/, /x/ und /h/) als kombinatorische Variation:
/ɒʃuftæn/ آشوفتن → [ɒʃoftæn] آشفتن
/feriftæn/ فریفتن → [fereftæn] فرفتن
/ɒrɒstæn/ آراستن → [ɒræstæn] آرستن
/riʃtæn/ ریشتن → [reʃtæn] رشتن
/ɒvixtæn/ آویختن → [ɒvextæn] آوختن
/duxtæn/ دوختن → [doxtæn] دختن
/estihidæn/ استیهیدن → [estehidæn] استهیدن
- Ersetzen der langen Vokale durch kurze vor stimmhaften Alveolaren (im Persischen: /d/, /n/, /r/, /z/ und /l/) als kombinatorische Variation:
/ʃenudæn/ شنودن → [ʃenodæn] شندن
/ævɒnidæn/ اوانیدن → [ævænidæn] اونیدن
/ɒʃurdæn/ آشوردن → [ɒʃordæn] آشردن
/ænbɒridæn/ انباریدن → [ænbæridæn] انبریدن
/setizidæn/ ستیزیدن → [setezidæn] ستزیدن
/bæxʧizidæn/ بخچیزیدن → [bæxʧezidæn] بخچزیدن
/pɒlidæn/ پالیدن → [pælidæn] پلیدن
- Andere Variationsmuster sind selten und werden ausschließlich aus metrischen Gründen verwendet:
/ɒʃɒmidæn/ آشامیدن → [ɒʃæmidæn] آشمیدن
/feribidæn/ فریبیدن → [ferebidæn] فربیدن